Bügel an Bügel hängend bilden Hosen, Jacken, Blusen, Poloshirts und Hemden eine endlos scheinende Polonaise. Die Reihe bewegt sich über kilometerlange Bahnen ins erste Stockwerk, wo bereits unzählige Kleidungsstücke auf ihre Weiterverarbeitung warten. Eine Etage darüber das gleiche Bild. Bei Mewa in Meißenheim geht es um Waschen im großen Stil … Für mehr als 6400 Kunden aus ganz Baden-Württemberg und dem Elsass sowie Teilen der Schweiz übernimmt der Textildienstleister die Verantwortung für die Berufsbekleidung. Die Textilien werden bereitgestellt und nach Benutzung abgeholt, gewaschen, gefinisht, instandgehalten und ausgebessert, bei Verschleiß ersetzt und anschließend ausgeliefert. Je nach Kunde bis in den Spind oder Wäscheschrank des jeweiligen Mitarbeiters. 420 000 Kleidungsteile von 130 000 eingekleideten Personen durchlaufen monatlich die Prozedur von der Abholung im Betrieb bis zur Auslieferung durch eigene Servicefahrer. „Damit jedes Stück beim richtigen Adressaten landet, sind neben dem Know-how der 320 Mitarbeiter Prozessqualität und ein IT-gestütztes Identifikationssystem mit THERMOTEX-Produkten gefragt“, sagt Anton Hardt. Der Technische Geschäftsführer bildet seit drei Jahren mit Philippe Julien als Kaufmännischem Geschäftsführer die Doppelspitze der Mewa Textil-Service AG & Co. OHG Meißenheim.
Hinter der Tür mit dem freundlichen, aber bestimmten Hinweis „Bitte Hände desinfizieren“ riecht es nach sauberer Wäsche. Kein Wunder: Alles, was hier am verzweigten Schienensystem hängt, hat seinen Wasch- und Trocknungsvorgang schon hinter sich. Alle Textilien sind außerdem erfasst - dank Scannern und THERMOTEX. Denn jedes Kleidungsstück ist mit einem Barcode ausgestattet, der es einer bestimmten Person - und so einem Kunden, Standort und bestimmten Leistungs- oder Kriterienkatalog - zuordnet.
Zwei Waschstraßen und mehrere Tumbler sind der Motor des Mewa-Standorts. Sie sorgen für einen konstanten Strom an sauberer Wäsche, der seinen Weg durch die Firma nimmt. Den Anfang bildet die Abholung bei den Kunden sowie die in Meißenheim anschließende farbliche und qualitative Vorsortierung, aus der sich der jeweilige Waschgang mit entsprechender Waschmitteldosierung ergibt.
Der Mewa-Standort im Meißenheimer Ortsteil Kürzell ist einer der größten der Gruppe. Insgesamt gibt es 44 Dependancen, die Unternehmen mit Berufs- und Schutzkleidung, Putztüchern, Ölauffang- und Fußmatten sowie Teilereinigern im Full-Service versorgen. Etwa 5200 Mitarbeiter betreuen weit mehr als 180 000 Kunden aus Industrie, Handel, Handwerk und Gastronomie in ganz Europa. Auch, wenn an den 44 Standorten täglich rund 335 Tonnen Textilien gewaschen werden, geht es nicht um Größe, sondern um Qualität. „Zu unseren Kunden, die wir von Meißenheim aus bedienen, zählen große Konzerne sowie Mittelständler. Wir haben aber auch Ein-Mann-Betriebe, die sich auf uns verlassen“, sagt Hardt. Deren Textilien nehmen den gleichen Weg wie die von großen Automobilfirmen und deren Zulieferern aus Rastatt oder Stuttgart, Lebensmitteldiscountern oder Baukonzernen.
Nach dem Waschen werden die per Barcode und Scanner identifizierten Textilien auf Bügel gehängt, die mit einem Chip ausgestattet sind, und so verheiratet: Bügel und Textil bilden ab sofort eine organisatorische Einheit. Danach fährt der Bügel via Schienensystem zur Kontrolle, wo Expertinnen die Textilien nach individuellen Kriterienkatalogen prüfen, um über den weiteren Verlauf zu entscheiden. „Berufskleidung sollte ja nicht nur sauber und in gutem Zustand sein, sondern muss eventuell bestimmte Normen erfüllen“, erläutert Hardt. Persönliche Schutzausrüstung unterliegt zum Beispiel Vorgaben zur Sichtbarkeit oder Farbintensität. Nur, wenn die Kriterien zu 100 Prozent erfüllt sind, bleibt ein Kleidungsstück im regulären Kreislauf. In allen anderen Fällen „handeln wir“. Entspricht die Hose, die Jacke oder das Shirt den hinterlegten Kriterien, wandert der Bügel in eines der Zwischenlager im ersten oder zweiten Stock. Wurden bei der Kontrolle Fehler entdeckt, werden die Weichen des Schienensystems so gestellt, dass dieser Bügel in der Näherei landet. Dort nehmen sich Fachleute des Kleidungsstücks an, reparieren es oder entscheiden, dass Ersatz zu beschaffen ist. Ist das passende Kleidungsstück für den Austausch in der richtigen Farbgebung, Qualität und Größe gefunden oder nach Bestellung eingegangen, wird es personalisiert. Acht Arbeitsplätze sind allein dafür zuständig, Kleidung mittels THERMOTEX-Verfahren identifizierbar zu machen. „Mit dem Drucker TT4-S erstellen wir die Patchstreifen, die den Barcode mit allen für uns relevanten Daten enthält. Außerdem ist jeweils der Name des Trägers in normaler Schrift zu lesen“, erläutert Hardt. Mit der Twinymat, einer pneumatischen Patchmaschine, wird dieser Streifen dann mit dem jeweiligen Kleidungsstück untrennbar verbunden oder auch: verheiratet. Die Kennzeichnung der Bekleidungsstücke geschieht binnen Sekunden. Mit geübten Handgriffen werden Hosen, Jacken und Co. auf den Patchstationen zurechtgelegt, der Patch aufgelegt, und der Oberschuh mit pneumatischer Unterstützung hinuntergedrückt. Mit einem Bügel verheiratet tritt das Kleidungsstück dann seinen gewohnten Weg wie alle anderen Textilien durch die Halle an. Die Dauer des gesamten Vorgangs sowie die Belieferung des Kunden mit der fertigen Kleidung durch den Servicefahrer findet in einem individuell mit dem Kunden vereinbarten Intervall statt. Zeit und Platz benötigt im Wäschedurchlauf dabei vor allem das Zusammenstellen der jeweiligen Lieferungen. Mittels eines ausgeklügelten Prozesses und eines Schienensystems, das einem Güterumschlagbahnhof zur Ehre gereichen würde, werden die zig Bekleidungsstücke eines Trägers zusammengeführt und mit denen desselben Kunden in einer Charge zusammengestellt.
Es rattert leise. Über den Köpfen der Mitarbeiterinnen in der Qualitätskontrolle hat sich eine lange Reihe von Textilien samt Bügeln auf den Weg gemacht. Weichen lassen die einen nach links, die anderen nach rechts fahren. Einige bewegen sich nach oben, andere werden geparkt, um anschließend wieder - wie auf einem Rangierbahnhof - in Bewegung gesetzt zu werden. Nach mehreren Runden sind die Bügel sortiert und es geht zum automatischen Zusammenlegen. Am Ende warten Kleidersäcke und Wäschewagen auf Textilien und Servicefahrer. „Unsere Verantwortung reicht aber weiter“, sagt Hardt. Der bewusste Umgang mit Ressourcen ist Teil des Mewa-Leitbilds. Moderne Waschverfahren sowie Dosier- und Steuerungssysteme helfen, Wasser, Energie und Waschmittel zu sparen. Zudem nutzt Mewa ein eigens entwickeltes System zur Wiederverwendung von Wasch- und Spülwasser, das bis zu 50 Prozent Frischwasser einspart.